Donnerstag, 22. April 2010

Warum ist die Banane krumm ?

Es gibt Leute, die Bananen nicht vertragen aber den meisten Menschen schmecken Bananen. Es gibt auch Leute, die meinen, Bananen wären gesund. Und einige erklären das damit, daß sich die menschlichen Vorfahren ausschließlich von Bananen ernährt haben. Es gibt Bananenrepubliken und Republiken, die wegen eines Mangels an Bananen aufgehört haben, zu existieren. Über Bananen könnte man Bücher schreiben, aber eine Frage bleibt unbeantwortet: Warum ist die Banane krumm?

Würde eine gerade oder eine runde Banane die gleiche Faszination ausüben, wäre der Geschmack der gleiche und vor allem: Wäre sie auch so gesund und begehrt ?

Und Professor Alien McAffee von der Royal Univerity of Pusemuckl bringt es auf den Punkt: ''Solange wir hier die Funktionsweisen und die Wirkungen nicht kennen, muß von der Verwendung der Banane als Nahrungsmittel abgeraten werden. Hier wird dringendst empfohlen auf bewährte wissenschaftlich erforschte Produkte, wie den Doppel-Cheesburger von McBurger zu bestehen...“

In der Medizin ist es ähnlich. Hier wimmelt es geradezu von Wissenschaftern vom Type eines Professors McAffee, die nur das gelten lassen wollen, was die Wissenschaft auch erklären kann. Und so wird die menschliche Erfahrung, daß Salat gesund ist, einfach abgestritten und Heerscharen von Professoren bemühen sich, den Wirkstoff zu isolieren, um entweder zu bestätigen, daß das gefundene Salatin positiv auf den Herzmuskel wirken kann oder auch krebserregende Eigenschaften haben könnte. Und dann kommen die Kritiker und meinen, eine biologische Wirkung sei ja gar nicht gegeben, da die gesundheitliche Wirkung des Salates ja nur auf einer mentalen Wahrnehmung beruhe, die wissenschaftlich nicht verifiziert werden könne und wohl nur psychologische Ursachen habe. Im übrigen sei die Wirkung erst dann nachgewiesen, wenn in Doppelbindstudien einer ausreihend großen Kohorte unter Beachtung eines definierten Studiendesigns ausgeschlossen werden könne, daß Placebozubereitungen (in Essig und Öl eingelegte Papierschnitzel) eine signifikant geringere subjektive und objektive Wohlfühlwirkung zeigten.

Nur das gelten zu lassen, was man erklären kann oder logisch nachzuvollziehen, führt jedoch in die Irre. Sicherlich ist es beruhigend, daß die Wissenschaft Naturgesetze aufgestellt hat, auf die man sich leidlich verlassen kann. Der Irrtum dabei ist nur der, daß die Wissenschaft eben nicht Gesetzgeber für die Naturgesetze ist, sondern daß sie aus dem Verhalten der Natur Schlüsse gezogen hat. Und ob die Schlüsse richtig oder falsch sind, kommt auf die richtig erkannten Bedingungen und auf die Komplexität an. Ein falscher Parameter im so logisch nachvollziehbaren Regelkreis läßt dann vielfach das Kartenhaus zusammenstürzen und wieder die Frage stellen ''Warum ist die Banane krumm ?''

Es ist das Recht der Wissenschaft Fragen zu stellen und mit den gefundenen Antworten die Regelkreise logisch nachvollziehbar zu gestalten. Aber es ist ebenso das Recht jedes Bananenessers zu sagen: ''Mir ist es egal, ob die Banane krumm oder gerade ist und mich interessiert es nicht, warum sie krumm ist. Wichtig ist, daß sie mir schmeckt und gut tut''. Die Antwort der Wissenschaft ''Du darfst solange keine Banane essen, solange Du nicht genau weißt, wieso sie krumm ist'', wäre kindisch und ebenso die Forderung: ''Beweise mir mal, warum die Banane krumm ist, bevor Du welche kaufst...''

Was hier so kindisch klingt, ist aber in der Medizin durchaus üblich. Immer wieder kommt die Forderung, man solle die Funktionsweisen der Homöopathie, der Akupunktur oder der Bioresonanztherapie erklären und beweisen, bevor man sie anwendet. Das eine hat mit dem anderen nichts zu tun. Die Wissenschaft mag nach Erklärungen suchen und sie finden oder nicht finden, für die Anwender dieser Therapien hat das allerdings wenig bis gar keine Bedeutung. Solange sie nicht den Fehler machen, sich vor den unsinnigen Forderungen der Wissenschafter zu verneigen und auch fragen ''Warum oder wie wirkt die Akupunktur...?''

Könnten wir nämlich die Fragen beantworten, wäre es keine alternative oder komplementäre Medizin mehr, sondern eine evidenzbasierte Medizin, die dann zusammenbricht, wenn die zugrundeliegenden Parameter sich nicht als tragfähig erweisen. Dieses Wegbrechen von tragenden Wänden der evidenzbasierten Medizin erleben wir tagtäglich und immer wieder. Und das hat einfach seinen Grund darin, daß die Erklärungsversuche unzulänglich - weil eben menschlich - sind.

In einer Diskussion über Migräne fragte mich ein Arzt: ''Ich meine, daß es nicht die homöopathische Behandlung ist, die hier so überraschende Wirkungen zeigt. Es ist doch sicherlich zum einen der Placebo-Effekt und zum anderen die menschliche Zuwendung und die psychischen Veränderungen, die zu dem Erfolg führen...'' Und da habe ich ihm geantwortet: ''Das mag so sein, aber dann frage ich mich, warum die Ärzte nicht Placebos verschreiben, menschliche Zuwendung geben und psychische Veränderungen auslösen, sondern den Patienten mit Migräne austherapiert nach Hause schicken. Ob Sie dies nun der Homöopathie zuschreiben oder einer Micky-Maus-Therapie, ist mir ziemlich egal. Wichtig ist für mich, daß der Patient seine Migräne los ist...''

Warum wollen wir wirklich für alles logische Erklärungen haben ? Weil wir dann glauben, einen festen Boden unter den Füßen zu haben. Weil wir dem Trugschluß verfallen, daß wir dann alles beherrschen können, uns nichts überraschen kann ? Weil wir vor dem Unberechenbaren Angst haben und uns nach dem Berechenbaren sehnen ? Auch wenn wir schwach in Mathematik sind.

Es ist die Angst vor dem Unerklärbaren, das uns süchtig macht nach Erklärungen. Da beten wir am Sonntag in der Kirche zu Gott, daß er unsere Familie beschützen möge und wenn der liebe Gott das dann ganz brav über die Woche über macht, dann empfinden wir das als normal. Und am nächsten Sonntag beten wir darum, daß er die Oma gesund macht und wenn die Oma gesund ist, dann waren es die Selbstheilungskräfte oder ein Zufall.

Und der Patient, der zum Heilpraktiker mit Schmerzen kommt und nach ein paar Akupunkturnadeln schmerzfrei geht, fragt beim Hinausgehen: Wie funktioniert das. Und der Heilpraktiker, der das Unberechenbare berechenbar zu machen hat und für die Beihilfe eine Rechnung mit Grund, Begründung und Beweisen für sein Können zu schreiben hat, sagt nicht etwa: ''Das weiß ich nicht, aber ich kann's'' sondern erzählt was von Nervenreizen und Vitalisierung der Zellen und Beeinflussung von Ying und Yang und kommt in Selbstzweifel, weil ihm das selbst nicht schlüssig und überzeugend genug ist. Und bucht die nächste Fortbildung, wo er über wissenschaftliche Studien zu den neuentdeckten Begriffen Yong und Yeng hört. ''Und also sprach der Tor: Nun bin ich so klug als zuvor...'' aber nur noch etwas unsicherer.

''Heilpraktiker heißen die Dinger und nicht Heilwissende'' sagte mir einmal ein erfahrener Heilprakiker aus der ''Wurzelsepp-Ära'' Auch damals in den Siebzigern des 20. Jahrhunderts gab es bereits Streit in der Pflanzenheilkunde, wie eben ein bestimmtes Pflanzenextrakt auf die Körperfunktionen wirkt. ''Nicht wissen, wie es geht; sondern wissen, daß es geht'' ist heute der Schlüssel zu einer erfolgreichen Komplementärmedizin. Die panische Angst heutiger Komplementärmediziner, in die Schublade der Wunderheiler gesteckt zu werden, hat zu einer Entmystifzierung geführt. Wobei man geflissentlich übersieht, daß man es hierbei mit dem Wunder des menschlichen Körpers zu tun hat und vor allem mit dem Wunder des Lebens. Das ist konträr zu einer evidenzbasierten Medizin, die ihre Erkenntnisse zu einem Großteil der Pathologie verdankt.

Die Äußerungen des Lebens nämlich - denken wir an das Lachen oder Weinen, das Lieben und Hassen, das Küssen und Streicheln - sind von der evidenzbasierten Medizin auch nicht in Ansätzen in den biologischen Abläufen erkennbar oder erklärbar.

Die Komplementärmediziner sollten sich dafür hüten, das zu erklären versuchen, was nicht erklärbar ist. Dabei können sie nur verlieren. Zweifach, denn erstens stimmen die Erklärungen nicht und zweitens sind sie von den Kritikern widerlegbar. Deswegen sagen wir denen, die eine Erklärung abfordern, klipp und klar: Wir halten uns nicht an Eure Regeln! Ihr möget nach Erklärungen und Beweisen suchen; wir helfen und heilen.

Und wenn ''mündige Patienten'' alles bis ins Detail wissen wollen? Der bereits erwähnt Wurzelsepp-Heilpraktiker pflegte in solchen Situationen immer zu sagen ''Weiß ich nicht, bin ich nicht zuständig. Aber wenn Sie mal obduziert werden, kann Ihnen der Pathologe alle Fragen beantworten....“


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