Sonntag, 11. April 2010

Die Marburger Erklärung zur Homöopathie

Wir haben schon einigemale darauf hingewiesen, daß die Tendenz in der Heilpraktikerschaft besteht, sich von alternativen oder komplementärmedizinischen Methoden abzuwenden oder diese zumindestens in Ärztekollegien gesellschaftsfähig zu machen. So wird jede Studie bejubelt, die beispielsweise die Akupunktur oder die Homöopathie der wssenschaftlichen Erklärung ein Stück näher bringen soll und die publizierenden Homöopathen überschlagen sich, selbst Hochpotenzen physikalisch, chemisch und biologisch zu erklären und zu erläutern. Daß dieses ''Wie funktionieren Hochpotenzen ab C 500'' eher für Verwirrung sorgt als für Klarheit, ist Fakt, denn was nicht erläuterbar ist, sondern nur eine Erklärung zur Selbstberuhigung darstellt, ist angreifbar und von jedermann in der Luft zerreißbar.

Es ist eben nicht sinnvoll, Dinge wissenschaftlich erklären zu wollen, die wissenschaftlich nicht erklärbar sind. Da nützt auch die beste Absicht und die beste Formulierungskunst nichts. Für Autos mag es ganz sinnvoll sein, sie auf die Hebebühne zu stellen und auf dem Rollenprüfstand eine Bremsprüfung durchzuführen. Um die Qualität eines Rennpferdes zu überprüfen, ist aber eine Hebebühne und ein Rollenprüfstand fehl am Platz.

Und so enthält die nachfolgende Marburger Erklärung ein Stück Wahrheit: Nämlich daß die Homöopathie eine Irrlehre ist, weil sie wissenschaftlich eben keine Lehre ist. Daß die Marburger Erklärung selbst nicht wissenschaftlich ist, da sie eine wahre Erkenntnis als Begründung für eine nichtkausale, willkürliche und daher falsche Schlußfolgerung ist, nämlich daß sie eine Täuschung des Patienten darstellt, möge den Humanmedizinern verziehen sein.

Wer die Heilkunde am Menschen wissenschaftlich ausüben will, ist zum Scheitern verurteilt. Denn für die meisten Dinge des menschlichen Lebens und der biologischen Funktionen fehlen ganz einfach die wissenschaftlichen Erkenntnisse. Wissenschaftlich ist weder die Entstehung des Lebens noch der Tod erklärbar. Eine wissenschaftliche Erklärung für das Denken oder den Schmerz gibt es ebensowenig wie für Liebe und Haß, für Trauer und für Freude. Nicht einmal der Unterschied zwischen Gesundheit und Krankheit ist wissenschaftlich definiert, geschweige denn beherrschbar. Die Wissenschaft kann lediglich das Wunder des Lebens beobachten und ist dabei so zuverlässig wie ein sehschwacher Zeuge vor Gericht.

Selbst auf Gebieten, die die Wissenschaft im medizinischen Bereich im Griff zu haben scheint, scheitert sie jeden Tag aufs neue. Beispiel Arzneimittel. Da haben wir ein Arzneimittelzulassungs-Recht, das wissenschaftlich exakt prüft und kein Arzneimittel zuläßt, das nicht auf Herz und Nieren geprüft ist - in allen wissenschaftlichen Auswirkungen. Allein in Deutschland mußten aber seit Januar 2003 bei über 2000 Arzneimitteln, die nach wissenschaftlichen Grundsätzen zugelassen waren, die Gebrauchsinformationen geändert werden, weil sich eben die wissenschaftlichen Grundsätze der Zulassung als nicht ausreichend oder falsch erwiesen haben.

Die medizinische Wissenschaft ist daher keine Irrlehre sondern eine Abfolge von immer neuen Behauptungen, die sich sich wenig später als Irrtümer erweisen. An dieser Meßlatte feststehende Erfahrungen prüfen zu wollen, ist mehr als eine Anmaßung. Es ist grenzenlose Dummheit und Überheblichkeit.

Eine ernstzunehmende Wissenschaft maßt sich nicht an, Naturgesetzlichkeiten zu erfinden und die Natur zu kritisieren, wenn sie sich nicht daran hält. Sie beobachtet viel mehr die Fakten und zieht daraus ihre Schlußfolgerungen. Eine wissenschaftlich handelnde Medizin würde die Homöopathie nicht daran messen, ob sich die Erfolge in die wissenschaftlichen Erkenntnisse einordnen lassen und sie verdammen, wenn dies nicht der Fall ist. Sie würde vielmehr die Ergebisse respektieren und versuchen herauszufinden, wo der Denkfehler in der wissenschaftlichen Betrachtungsweise oder Interpretation liegt.

Warum sollte bei wissenschaftlicher Betrachtungsweise die Ähnlichkeitsregel der Homöopathie, das Arzneimittelbild oder das Potenzieren jeweils ein Irrtum sein? Weil die Wissenschaft nicht in der Lage ist, dies zu interpretieren oder in ihr unvollständiges Weltbild einzuordnen. Dann müßte auch die Liebe ein Irrtum sein, weil wissenschaftlich nicht erklärbar und nicht interpretierbar.

Dann hat auch ein Streicheln, ein In-den-Arm-Nehmen oder ein Kuß keine wissenschaftliche Bedeutung und es wirkt allenfalls der Placebo-Effekt.

Der Denkfehler ist, daß nicht die Homöopathie als unumstößlicher Fakt einer neuen oder weiteren wissenschaftlichen Prüfung bedarf, um sie anzuerkennen, sondern daß es Aufgabe der Wissenschaft ist, sich an den Realitäten der Homöopathie auszurichten. Das Problem der Homöopathie, oder vielmehr der Homöopathen ist es, daß es ihnen nicht egal ist, was die Wissenschaft sagt und ob die Wissenschaft eine Anerkennung verleiht oder nicht. Das ist das einzige Problem, das einer Lösung bedarf. Der Erde war und ist es ziemlich egal, ob die Wissenschaft annahm, daß es sich um eine Scheibe oder eine Kugel handelte. Und auch zur Zeit der Scheiben-Ansicht wuchs das Korn und gingen die Menschen aufrecht. Aufrecht gehen sie auch weiter bei der Kugel-Theorie, obwohl das weder logisch noch wissenschaftlich ist. Und erst wissenschaftlich erklärbar ist, wenn man den Begriff vertikal mit oben und unten entgegen der Logik zum Erdmittelpunkt ausrichtet.




kostenloser Counter


Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen